Challenge Roth 2013 – Der Wahnsinn in Roth

Roth 2013 – Meine erster Langdistanz-Triathlon („Ironman“)…eigentlich nicht zu beschreiben

Hallo zusammen,

endlich ist es soweit:
nach 370 Tagen Vorbereitung auf die Challenge Roth steht das Triathlonwochenende in Roth vor der Tür.
Ich bin meganervös da ich keine Ahnung habe wie und ob ich das alles körperlich und vor allem mental durchstehen soll.
Dazu ist in der Vorbereitung einfach zu viel passiert.

Raceday – 3:
Die Anreise zu unserer tollen Ferienwohnung in Allersberg verläuft ohne Probleme – da war das Auto mit 3 Rädern  und Gepäck zu beladen deutlich schwerer!
Als wir alles soweit in der Wohnung verstaut haben geht es zur Stärkung in die nahegelegene Pizzeria.
Schliesslich wird das Wochenende anstrengend werden.

Raceday – 2:
Mittags treffen wir uns mit Bekannten und fahren an den Rothsee zum entspannen und den Sonntag zu besprechen.
Schliesslich sollen unsere Support-Mädels auch immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das hat übrigens dann wunderbar geklappt.
Dann schwimmen wir noch einmal quer durch den see und zurück und dabei teste ich die Variante mit dem Tuch am Hals damit der Neo den Hals nicht zu sehr aufscheuert.
Die Strecke ist hin- und zurück ca. 600m und mit 12min auch etwa in der Zeit die ich momentan auf kürzere Strecken schwimmen kann. Nachmittags geht es dann auf die Messe um die Startunterlagen zu holen und später dann die Nudelparty zu genießen. Vorher muss ich allerdings noch meine Verpflegung für die Radstrecke organisieren.
Das Anstehen zur Nudelparty wird dann allerdings zur Geduldsprobe und mir gehen nach einiger Zeit echt die Nerven durch und ich will nur noch weg!
Endlich sind wir im Zelt und finden dann auch einen Platz und können uns ausgiebig mit Pasta, Getränken, Gebäck usw. stärken und alles ist bestens.
Bis bei mir beim Challenge-Family-Lied plötzlich alle Dämme brechen – mich reisst es voll und ich hab‘ keine Ahnung wie ich das am Sonntag schaffen soll. Aber gerade für meinen Bruder will ich das Ding ja auch durchziehen.
Zum Glück geht es nach einer Weile wieder und ich kann im Zelt dann viele Bekannte und auch einige neue Foris sehen – das hat mich dann etwas aufgebaut.

Raceday – 1:
Tja, hier sollte ja eigentlich etwas über einen entspannten Bike-Check-In und ein evtl. Treffen mit anderen Foris stehen, aber dummerweise verbrachten wir große Teile des Tages mit unserer Tochter im Krankenhaus in Roth da sie große Schmerzen im lädierten Knöchel hatte.
Also habe ich mein Rad schon früh während der Wartezeit eingecheckt und bin dann gleich wieder zur Klinik gefahren. Da wir nach der ewigen Warterei keine Lust mehr haben selber inder Wohnung zu kochen gehen wir in Allersberg noch etwas essen und dann früh zurück in die Ferienwohnung.

Raceday – it’s time for the Challenge Roth !
Ich weiss nicht wie oft ich diese nacht im Kopf noch einmal alles durchgegangen bin, aber trotzdem habe ich eigentlich viel zu gut geschlafen. Auch frühstücken geht ohne Probleme. Schade dass unsere Tochter jetzt doch nicht mit an die Strecke kann da der Doc im Krankenhaus gemeint hatte dass es keinen Sinn macht.

Um 5.30 Uhr treffen wir uns in Eichelburg mit unseren Bekannten und fahren dann gemeinsam die paar Kilometer zum Schwimmstart.
In der Wechselzone ist schon die Hölle los und erstaunlicherweise bin ich gefühlt gar nicht so aufgeregt.
Ich mache mir mehr Sorgen darum dass mich unsere Support-Mädels nicht immer sehen 🙂
Rad aufpumpen usw. wird auch noch erledigt und dann wird es Zeit Richtung Schwimmstart zu gehen und den Neo anzuziehen.

Schwimmen:
Um 7:50 Uhr geht es für die letzte Startgruppe der Einzelstarter in der auch bin dann auch endlich los und ich will einfach mal langsam lospaddeln und schauen was passiert. Ein paar Mal verliere ich die Orientierung aber ich komme sehr gut weiter bis zur 2. Wendeboje und als ich am Schwimmausstieg auf die Uhr schaue und dort eine 1:28h steht bin ich echt happy !
Unter 1.30h war das Ziel und damit klar geschafft da ich die Uhr ja auch 2 Minuten früher gestartet hatte !
Ich bin ganz zufrieden mit der Schwimmerei; auch weil ich doch viel mehr kraulen konnte als erwartet; aber auch glücklich diesen Part so gut bewältigt zu haben.

Radfahren:
Nach dem Wechsel für den ich mir etwas Zeit gelassen habe (und sogar ein Foto machen liess) geht es auf die Radstrecke für die ich ca. 6:20h eingeplant habe.
Mist – der Tacho zeigt eisern die 0 an – aber das soll mich für’s erste mal nicht stören da ich die erste Stunde auf jeden Fall locker fahren will. In der Kurve nach der Brücke sehe ich nochmal unsere Support-Crew und dann geht es schon die erste kurze rasante Abfahrt runter zur Schleuse Eckersmühlen.
Meine Garmin-Uhr ist auf 20min-Alarm eingestellt und so weiss ich immer wann ich essen und trinken sollte und halte mich auch daran. Immer wenn ich merke es läuft gut schalte ich einen Gang zurück und nehme Tempo raus.
Trotzdem sind die ersten 20 Km in einem Schnitt von 29 km/h geschafft. So nach und nach wird die Strecke etwas hügeliger und in Greding kommt mit dem Kalvarienberg das steilste Stück der Radstrecke. Aber hier wie auch an allen markanten Punkten der Radstrecke tobt der Bär – eigentlich muss man kaum noch treten da die Zuschauer einen die Hügel förmlich hinauf schreien 🙂
Die 5 Wellen nach dem Kalvarienberg sind viel zäher als das steile Stück zu fahren aber auch das ist bald geschafft.
Aber wenn ich daran denke hier später noch einmal rauf zu müssen – oh weh !?
Jetzt bin ich richtig im Wettkampf angekommen und es geht zum ersten Mal nach Hilpoltstein. Kurz nach der Ortseinfahrt stehen schon die Zuschauer Spalier und es bleiben nur wenige Meter zum Durchfahren. Aber das ist nur der Anfang – nach der nächsten Kurve steigert sich das bereits einige Minuten zu hörende Brummen in ohrenbetäubenden Larm und es geht den Solarer Berg hoch – selbst jetzt bei den späteren Startern stehen hier noch ca. 15.000 Leute und peitschen die Radfahrer den Berg hoch – das ist der blanke Wahnsinn !!!
Und spätestens ab der BR-Bühne gibt es scheinbar kein Durchkommen mehr da man die Straße vor lauter Menschen nicht mehr sieht.
Erst kurz bevor man dort ist öffnet sich das Spalier zur Weiterfahrt; einfach genial !
Oben als es etwas flacher wird gibt es wieder Verpflegung aber in Solar steht wieder unsere eigene Support-Crew und ich gönne mir eine kurze Pause und mit einer leckeren Brezel als Stärkung geht es weiter. Ich schaue in der Zwischenzeit gar nicht mehr auf Garmin oder Armbanduhr und rolle gutgelaunt durch über die Radstrecke.
Vor lauter Träumerei bin ich wohl schon eine ganze Zeit unbewusst etwas zu nah auf den Athleten vor mir aufgefahren und werde dafür auch gleich mal vom KaRi ermahnt – also wie ihr seht haben die ihren Job auch am Ende des Feldes gemacht.
Endlich geht es auf die 2. Runde und weiterhin fühle ich mich ganz gut – die Hügel fahre ich sehr sehr vorsichtig und auf den geraden Stücken versuche ich nicht zu schnell zu fahren – ich hab‘ weiterhin einen Heidenrespekt vor der ganzen Sache und will auf jeden Fall halbwegs fit ins Ziel kommen. Nach ca. 100 Km merke ich allerdings dass ich meine mitgeführten Riegel kaum mehr runterbekomme und ernähre mich ab jetzt nur noch von den Gels in der Radflasche und Wasser. Daher muss ich später dann doch zu einer Flasche Iso greifen, aber mein Magen macht bisher zum Glück auch solche Dinge ohne Probleme mit.
Nur jetzt wird es ungemütlich und der auffrischende Wind und vor allem die immer stärker werdenden Rückenschmerzen machen große Teile der Radstrecke zur Qual und jetzt beginnen die Zweifel ob es überhaupt Sinn macht dann noch auf die Laufstrecke zu gehen.
Ich versuche das beste daraus zu machen und fahr eben leider jetzt viel mehr als geplant Oberlenker.
Schade, etwas länger hätte der Rücken schon halten können dann wäre auch beim Radfahren der Zeitplan aufgegangen.
So komme ich eben nach 6.27h vom Rad und bin zuversichtlich den Marathon unter 5h laufen zu können.

Marathon:
Auch mein zweiter Wechsel ist eher gemütlich aber als ich entscheide die Ärmlinge zum laufen anzuziehen habe ich auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen denn dadurch vermeide ich wunde Stellen unter den Achseln und kann mich an den VP herrlich abkühlen!
Als ich aus der Wechselzone laufe drückt jetzt allerdings der Magen ganz schön gewaltig und kurz überlege ich nochmal in die WZ und dort das Dixie aufzusuchen. Aber das habe ich dann erst am ersten VP gemacht und danach lief es auch wieder besser und das Magengrummeln war weg. Nur was jetzt tun? Ich war nach 8:06h auf der Laufstrecke und ein 7er-Schnitt würde ausreichen um 1. den Marathon unter 5h zu schaffen und insgesamt sogar die 13h anvisieren zu können. So bin ich dann also gemütlich Richtung Lände und Kanal gelaufen und die ersten reinen Laufabschnitte waren sogar bei 6.35 min/km und daher habe ich mich gleich wieder eingebremst.  An den VP bin ich immer ein kurzes Stück gegangen und so kam ich relativ gut voran. Irgendwie auf dem Weg Richtung Schleuse hat mich Ingo noch überholt und gefragt wie es mir geht und ich konnte relativ entspannt antworten dass ich das Ding bisher schön im 7er-Schnitt durchziehen will.
An den VP habe ich eigentlich immer Wasser, Cola, Brühe und Gel genommen da ich feste Verpflegung schon auf dem rad nicht mehr essen konnte. Mir war nicht schlecht oder so, aber es hat mich einfach nicht angemacht. Auch der Salzkeks blieb gleich quer im Hals stecken.
Dieses Teilstück der Strecke liegt jetzt in der prallen Sonne und der leichte Gegenwind kühlt zwar etwas aber macht es trotzdem nicht leichter.
Die Rampe an der Schleuse walken mir jetzt schon viele Läufe entgegen und ich nehme mir fest vor hier will ich laufen !!! und nicht walken.
Die Stimmung an den VP und den Stücken in den Ortschaften ist echt toll; jeder wird namentlich angefeuert und aufgemuntert weiter zu machen!
Ich genieße es und hader nur kurz mit dem ersten Wendepunkt aber noch laufe ich.
So langsam geht es zurück Richtung Schleuse und ich stärke mich noch einmal an der Verpflegungstelle bevor es die kurze Rampe hoch zum Kanal geht. Aber kaum sehe ich das Betonband ist die Blockade – mehr im Kopf als in den Beinen – da und ich geselle mich zu den Walkern dazu.
Jetzt kommt die erste größere Krise an diesem Tag denn auch als ich die Rampe oben bin schaffe ich es nicht gleich wieder zu laufen, sondern
walke weiter. Die Gefahr dass der Kopf spätestens an der Lände dann sagt: „Lass den Quatsch“ ist hier am grössten; Mist, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis ich wieder in einen leichten Trab wechseln kann. Körperlich geht es mir bis auf die etwas weniger gewordenen Rückenschmerzen ganz gut. Nach 2:40h also ca. 10 min später als erwartet bin ich dann endlich an der Lände.
Als ich meiner Frau von den Rückenschmerzen erzähle und sie mich fragt ob ich aufhören will höre ich eine Stimme ziemlich entschlossen sagen:
„Nein, jetzt nicht mehr !“
Das scheint wohl meine Stimme gewesen zu sein !
An der Lände sammle ich noch einmal Kraft und als ich wieder am Kanal bin geschieht etwas seltsames. Auf einmal laufen die Beine wie von alleine und so komme ich von VP zu VP und der Brücke über den Kanal immer näher. Kurz bin ich allerdings erschrocken als ich sehe, dass ich ja auch noch hier rüber muss. Aber bis auf die leichten Steigungen läuft es jetzt immer besser und irgendwo auf dem Weg weg vom Kanal durch den Wald Richtung Kanalbrücke muss ich echt kurz mit Tränen in den Augen kämpfen. Jetzt kann mich nichts mehr aufhalten diesen langen Weg auch zu Ende zu gehen!
An der Brücke selber ist nochmal richtig Stimmung angesagt und mir läuft es eiskalt den Rücken runter als ich vom Sprecher dort angefeuert wurde!
Der Weg zurück zum Kanal ist schon nochmal zäh, aber so nach und nach überwiegt die Gewissheit auf jeden Fall ins Ziel zu kommen.
An den VP am Kanal halte ich zwar weiterhin meine Taktik mit den kurzen Gehpausen ein und als ich merke dass das Wiederanlaufen schwer fällt suche ich mir immer einen Fixpunkt nach der Verpflegung ab dem ich auf jeden Fall wieder loslaufen werde. Mal ist es ein Kilometerstein; dann der Helfer der vorne gerade den Müll einsammelt oder einfach das Piepen meiner Uhr.
Die Ernährung mit Cola, Wasser und gel halte ich weiter ein und habe zum Glück weiterhin keine Probleme damit; alles bleibt da wo es hingehört und da ich jetzt sogar immer noch relativ flott unterwegs bin scheint die Energie auch anzukommen 😉
Endlich kommt die Lände in Sicht und kurz danach vor der Abzweigung in den Wald steht meine Frau und begleitet mich ab hier bis kurz vor Roth.
Ich bin zwar erschöpft, aber nicht komplett am Ende; nur das Stück bergab tut ganz schön weh.
Endlich geht es auf die Schleife durch Roth und am Marktplatz werde ich nochmal toll vom dortigen Moderator angefeuert! Auf geht’s Andreas ! Noch 200m hinauf und dann geht es ins Ziel !
Tja, aber die 200m bergauf muss ich leider dann doch walken bevor ich dann die letzten 1,5 Km in Angriff nehme.
In dem Moment als ich in den Zielkanal einbiege höre ich noch Anfeuerungen von der Seite aber kann nicht mehr erkennen wer dort stand!?
Und dann beginnt der rote Teppich und ich muss kurz schlucken; ich hab’s tatsächlich geschafft !! Die Runde im Stadion koste ich voll aus und
auch der Moderator der mich ankündigt sieht wie sehr ich diese Gefühl geniesse !

Nach 13.16:04h habe ich es tatsächlich geschafft – ich bin glücklich, stolz und viel fitter als erwartet.

Mach es gut Thomas – du warst den ganzen Tag bei mir !

Und danke an meine Support-Mädels und alle die mich unterstützt haben!

Die Bilder zum Bericht sind hier zu sehen:

Bilder Challenge Roth 2013

Viele Grüße

Andy

Dieser Beitrag wurde unter Laufen, Marathon, Rennrad, Roth 2013, Schwimmen, Triathlon, Uncategorized, Wettkämpfe abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

9 Antworten zu Challenge Roth 2013 – Der Wahnsinn in Roth

  1. Lars schreibt:

    Glückwunsch Andy! Schöner Bericht! Gruss Lars

  2. Thomas Nölle schreibt:

    der absolute Megahammer… viel Erfolg..es grüßt Maratommy

  3. Mary schreibt:

    Toll! Super! Mega!
    Herzlichen Glückwunsch nochmal zum ersten Ironman! 😀
    Und obwohl ich ja eigentlich aus dem Rudersport komme, habe ich jetzt erst gelernt, was eine Lände ist ;).
    Weiter gute Erholung und genieße das Gefühl des IronAndy!
    LG, Mary

  4. Claudi schreibt:

    Ein sehr schöner Bericht! Danke, dass Du alles so ausführlich und mit vielen Emotionen beschrieben hast. Das macht tatsächlich Lust, irgendwann vielleicht doch mal eine Langdistanz in Angriff zu nehmen.
    Führst Du den Blog denn nun weiter? Was ist Dein nächstes Ziel?
    Viele Grüße,
    Claudi

    • Andy schreibt:

      Also momentan bin ich am Überlegen ob ich diesen Blog weiterführe oder wenn es ein neues Ziel gibt einen eigenen dafür schreibe.
      Ziele habe ich betr. LD erst Richtung 2015 wieder 🙂

      Viele Grüße

      Andy

  5. Peter Z. schreibt:

    Klasse Leistung Andy!

    Irgendwann schaffen wir das noch mit ner gemeinsamen LD 😉

    Viele Grüße,
    Peter

  6. Andy schreibt:

    Es geht bald wieder los 🙂

  7. Andy schreibt:

    Tja, 2013 war super – 2015 wirklich mies und hart; dann eben mal sehen wie’s 2016 wird:

    Es kann ja nur besser werden – zum 3. Mal Challenge Roth: 🙂

    https://ulmerandy.wordpress.com/

Hinterlasse einen Kommentar